Bild: Cover des Liederheftes “Leitl, müassts lustig sein”
Liedbiografie:
Bei diesem Lied handelt es sich um einen gesungenen Zwiefachen, der in ganz Österreich und in Bayern bekannt ist. Entsprechend seinem charakteristischen Merkmal, dem Wechsel zwischen geradem und ungeradem Takt in der Tanzmelodie, wird der Zwiefache mit Schritten des Walzer-Rundtanzes (3/4-Takt) und des Zweischrittdrehers (2/4-Takt) getanzt. Musikalisch werden die Viertelnoten des geraden Taktes auf die doppelte Länge der Viertelnoten des ungeraden gedehnt; so ist der Zwiefacher nicht nur ein takt- sondern auch ein tempowechselnder Tanz. Folglich stellt er für weniger geübte TänzerInnen eine Herausforderung dar. Wohl deshalb ist er auch unter der Benennung „Tratzer“ bekannt, da der Rhythmus die TänzerInnen „tratzte“ (narrte).
Taktwechselnde Tänze in der Art des Zwiefachen können bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Seine Blütezeit liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aus dieser Zeit stammen auch die ältesten erhaltenen Notendrucke. Kerngebiete des beliebten Tanzes sind Niederbayern und die Oberpfalz. Durch regen Austausch über die Landesgrenze kamen viele Zwiefachen ins Innviertel nach Oberösterreich. Oberösterreichische Tanzkreise nahmen den Zwiefachen auf, der schließlich auch in das Tanzrepertoire weiterer Bundesländer aufgenommen wurde. Heute stellt der Zwiefache in vielen Gebieten Österreichs einen festen Bestandteil des Tanzprogrammes dar.
Tonaufnahme:
Auf der Tonaufnahme sind die Vöcklabrucker Spielleut in der Besetzung Gerhard Kosch, Fritz Höchsmann, Irmlind Dienesch, Heidrun Schuller Geige, Maria Leixner Harfe und Wolfgang Juchum Bassgeige zu hören. Seit 1980 spielen sie regelmäßig bei Tanzfesten und anderen Anlässen auf und erlangten über das Bundesland hinaus Bekanntheit. So sind sie auch auf der 1998 erschienenen CD Tänze aus Oberösterreich, Volume 2 (Herausgeber Oberösterreichisches Volksliedwerk) zu finden.
Besonders beliebt ist das Tanzlied auch bei Kindern und findet sich im 2009 vom Oberösterreichischen Volksliedwerk herausgegebenen Liederbuch „Leitl, müassts lustig sein“.
Projektbeschreibung:
„Volksmusik macht Schule“ ist der Titel eines „Mit allen Sinnen“ Projektes, das jährlich vom Oberösterreichischen Volksliedwerk an diversen Schulen angeboten und durchgeführt wird. Ziel ist es erste Impulse für die Auseinandersetzung mit Liedern, Tänzen und Musiken aus dem volkskulturellen Bereich zu setzen, um letztlich die kreative und persönliche Entwicklung der Kinder zu fördern.
In einem ersten Teil stellen die ReferentInnen verschiedene Lieder und Tänze vor, die gemeinsam in der Klasse ausprobiert werden. Dabei wird der „Siebenschritt“ ebenso geübt wie die freche „Spitzbubenpolka“ oder der „Kikerikiki“. Beliebt bei den Kindern ist „Leitl, müassts lustig sein“, ein gesungener Zwiefacher. Der Tanz dazu muss öfters geübt werden, um den Wechsel zwischen 2/4 und 3/4 Takt zu beherrschen.
Der zweite Teil des Workshops deckt den Bereich „Instrumentenkunde“ ab: Die SchülerInnen dürfen zu Beginn ihr eigenes Wissen überprüfen und den verschiedenen Musikinstrumenten Namenskärtchen zuordnen. Anschließend werden die Instrumente von den ReferentInnen vorgestellt und zusammen mit den SchülerInnen Instrumentengruppen (Holz, Blech, Saiten, Hosensack, Harmonika) zugeordnet. Jedes Instrument wird auch kurz angespielt, um den Kindern den Klang zu verdeutlichen. Abschließend dürfen die SchülerInnen selbst die Instrumente ausprobieren.
Ab der 3. und 4. Klasse Volksschule kann der Workshop zusätzlich durch eine Stunde mit Gstanzl und Pasch’n erweitert werden. Die SchülerInnen lernen dabei in Gruppen eigene Strophen zu reimen und dürfen diese Gstanzln anschließend vorsingen. Rhythmische Fähigkeiten werden durch Klatschspiele erweitert, z.B. durch das besonders im Salzkammergut verbreitete Pasch’n.
Brigitte Schaal (vormals Dumfart) vom OÖ Volksliedwerk spielt als ReferentIn in der Vermittlung von Volksmusik und –tanz in Oberösterreich eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Erfahrungen sind eine Reihe von Liederbüchern mit pädagogisch wertvollen Anleitungen zur Umsetzung vom Oberösterreichischen Volksliedwerk herausgegeben worden. Der Zwiefache findet sich im 2009 erschienenen Liederbuch „Leitl, müassts lustig sein“.