Das Projekt

Die über 100 Jahre gewachsenen Sammlungen der Volksliedwerkarchive geben einen materialreichen Einblick in das sich wandelnde Rezeptionsverhalten und in die wechselnden funktionalen Zusammenhänge von Musik in regionalen wie auch gesellschaftlichen Kontexten. Aus diesen reichhaltigen Archivmaterialien schöpfend wurde in Kooperation mit den Volksliedarchiven der neun Bundesländer eine Auswahl an Musik für diese Homepage getroffen. Damit sollen die heute vielfältigen, persönlichen, communitybezogenen, historischen, regionalen Zugänge und Ausdrucksformen von Volksmusik, sowohl einem fachinteressierten Publikum, als auch Liebhaberinnen und Liebhabern dargeboten werden.

Die Auswahl umfasst unterschiedliche, regionale Musizierstile in Österreich, aber es wurden auch deren überregionale Durchlässigkeit und wechselseitige Beeinflussungen berücksichtigt. Neben mündlich überlieferten, traditionellen Liedern finden sich auf dieser Homepage zeitgenössische Kompositionen genauso wie Volksmusik verschiedener Kulturen in Österreich. Die ältesten Melodien reichen zum Beginn der Neuzeit zurück, die neuesten sind in den letzten Jahren entstanden. Die einzelnen Tonbeispiele sind je nach Aufnahmesituation von unterschiedlicher Qualität. Zum Teil handelt es sich um Mitschnitte aus Feldforschungen oder Livekonzerten, der Großteil betrifft jedoch Studioaufnahmen. Gerade bei Feldforschungsaufnahmen und in privatem Rahmen wird ein sehr persönliches Bild der Musizierenden vermittelt. Die Vielfalt aufzuzeigen und für die Zukunft zu erhalten, aber auch kritisch kommentierend zu begleiten, ist eine der Aufgaben des Österreichischen Volksliedwerks. Dies soll mittels dieser Homepage zum Ausdruck gebracht werden.


Rechte

Die Materialien stehen kostenlos zum Ausdrucken, jedoch nur für den privaten Eigengebrauch, zur Verfügung. Viele volksmusikalische Stücke besitzen aufgrund ihrer mündlichen Überlieferung keinen Urheber, sie sind immaterielles Kulturgut. Ihre Anmeldung bei Verwertungsgesellschaften ist nicht statthaft, außer es handelt sich um Bearbeitungen oder neue Kompositionen nach dem Urheberrechtsgesetz.

Die Tonbeispiele sind 48 Sekunden lang anzuhören und können aus rechtlichen Gründen sowie aus Respekt vor den Musikantinnen und Musikanten nicht heruntergeladen werden.

Eine Auswahl der Stücke findet sich auf der CD Volksmusikland. Diese kann um € 18 unter office(at)volksliedwerk.at bestellt werden.

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Das Österreichische Volksliedwerk

Das Österreichische Volksliedwerk mit seinen neun Landesorganisationen sammelt, dokumentiert und vermittelt seit seiner Gründung im Jahr 1904 Volksmusik in ihren historischen und gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten. Im Laufe dieser 100 Jahre haben sich nicht nur politische Systeme und kulturelle Bedingungen gewandelt sondern auch die Funktion der Musik in der Gesellschaft und insbesondere deren Rezeption. Die Historie hat gezeigt, dass Volksmusik im kollektiven Gedächtnis einer jeden Generation höchst variantenreich verankert ist. Deutlich kommt dabei auch die Bedeutung der Volksmusik als Mittel zur Repräsentation und Identifikation zum Ausdruck, die sich oft über die Erinnerung an Vergangenes manifestiert. Besetzungsformen, Repertoires, Spielweisen und Forschungstätigkeiten folgen zeitgemäßen geistigen Strömungen.

In den Anfängen stand die Bewahrung von mündlich tradierten und landschaftsgebundenen Liedern, Musikstücken, Tänzen, Dialekten der ländlichen Bevölkerung im Vordergrund. Volksmusik wurde im offiziellen Gebrauch nach und nach idealisiert, stilisiert und mit nationalem Gedankengut verbunden. Im diktatorischen System des Nationalsozialismus wurde die Volksmusik als Teil der propagandistischen Identitätspolitik missbraucht. Noch Jahrzehnte nach 1945 haftete der Volksmusik ein rückwärtsgewandter, nationalistischer Ruf an.

Heute wird Volksmusik in unterschiedlichen Kontexten praktiziert. Der Umgang reicht von Eingebundenheit in brauchtümliche Handlungsabläufe bis zur Pflege in Trachten- und Heimatvereinen, vom familiären Musizieren bis hin zum Musikbusiness. Professionell ausgebildete Volksmusikgruppen schaffen aus einer Fülle von stilistischen Elementen ihre musikalischen Visitenkarten. Migration und Globalisierung führen mehr und mehr zu einer Öffnung und Durchdringung von Stilen. Es kommt zur Konstituierung neuer Trägerschichten. In den letzten Jahrzehnten haben vor allem junge Musizierende der traditionellen Musik einen neuen Platz in der Darbietungskultur der Gegenwart erobert. Die moderne Gesellschaft sucht diese der Musik zugesprochene Unverwechselbarkeit, um regionale Eigenart in einer globalen Welt als Alleinstellungsmerkmal zu positionieren. Volksmusikalische Ausdrucksformen scheinen auf Kontinuität zu setzen, verändern sich aber schon durch eben diese neuen Zusammenhänge, in denen sie aufgeführt werden.