Bild: Hirtenfiguren der Prälatenkrippe von St. Florian bei Linz von Leonhard Sattler
Liedbiografie:
In der Volksmusik sind uns heute viele Lieder vertraut, die sich auf die Berufsgruppe der Hirten beziehen. Unverzüglich denkt man vor allem an die unzähligen Weihnachtslieder, die von der Verkündung der Frohbotschaft Christi Geburt erzählen. Diese Idylle – das beinahe verklärt-romantisch anmutende Bild, das uns dabei über Hirten vermittelt wird – steht der eigentlichen gesellschaftlichen Stellung bzw. Wahrnehmung dieser Volksgruppe völlig konträr entgegen.
Blickt man geschichtlich zurück, offenbaren sich Ablehnung, Abwertung und Verachtung als kollektive Grundhaltungen gegenüber Hirten. Gerechtfertigt war dieses Urteil allerdings keineswegs: Hirten übernahmen in ihrer Arbeit große Verantwortung über die Herde und scheuten dabei weder Mühe noch Anstrengung. Dass Hirten im christlichen Kontext – Pastorellen, Hirtenlieder, Hirtenspiele etc. – dennoch eine positiv besetzte Rolle spielen, mag auf eines der Grundprinzipien der Religion zurückzuführen sein: als Identifikationsmotiv weisen Hirten darauf hin, dass Gott nicht über Äußerlichkeiten, wie beispielsweise den Berufsstand, urteilt. Entsprechend bevorzugt er niemanden, sondern richtet sich an alle, die sich für ihn, für sein Wort, öffnen wollen. In diesem Zusammenhang fand der Hirte auch in die bildende Kunst vermehrt Eingang, wie etwa die hier abgebildeten Hirtenfiguren von Leonhard Sattler (in der Prälatenkrippe von St. Florian bei Linz zu finden). Hirte zu sein erfährt im biblischen Sinn also Achtung und Ehre.
Das Schäfergewerbe ist auch in unserer Gegenwart nach wie vor vertreten, dabei wird der Beruf heute nicht unbedingt in der Familie „weitergegeben“, sondern auch von standesfernen Interessierten erlernt. Die äußeren Umstände sind, wie auch in der Vergangenheit, körperlich als auch wirtschaftlich hart.
Gelegenheit, die Tätigkeit der Hirten und damit verbundene Mundartausdrücke kennen zu lernen, bietet dieses burgenländische Kinderlied. Im Schuljahr 2008/2009 lernten die SchülerInnen der Volksschule Rattersdorf (Burgenland) ein „Mit allen Sinnen“ Schulprojekt durch, bei dem das Lied musikalisch und inhaltlich erarbeitet wurde.
Tonaufnahme:
Der Haltergsang wurde vom Volksmusikforscher Adalbert Riedl aufgezeichnet und gemeinsam mit seinem Kollegen Karl M. Klier bereits 1951 in „Burgenländische Volkslieder“ im Verlag des Volksbildungswerks für das Burgenland publiziert. Die Vorsängerin dieses Vierzeilers und unzähliger weiterer Lieder und Kinderreime ist Theresia Engelitsch aus Girm-Deutschkreutz (1868 – 1950).
Die 15 SchülerInnen der einklassig geführten Volksschule Rattersdorf führten 2008/09 ein „Mit allen Sinnen“ Schulprojekt durch, aus dem ein didaktisch aufbereitetes Liederbuch für Volksschulen mit dem Titel „Kinderlieder aus dem Burgenland“ entstanden ist. Die beiden Autorinnen, Tanja Hofer (Leiterin der VS) und Claudia Pichler (Referentin) begleiteten die SchülerInnen über sieben Monate und erarbeiteten mit ihnen traditionelles deutschsprachig-burgenländisches Liedgut.
Die beiden Pädagoginnen wählten Lieder aus, die sie kindergerecht adaptierten und didaktisch aufbereiteten. Anschließend wurden die Stücke gemeinsam mit den SchülerInnen gesungen und musiziert. Dabei probierten die Lehrerinnen aus, welche Art der Erarbeitung bei den Kindern am besten ankommt und entwickelten Tipps für die Vermittlungsarbeit. Neben der musikalischen Aufbereitung, die im Liederbuch festgehalten ist, wurden Verbindungen zu anderen Unterrichtsgegenständen geschaffen. Die SchülerInnen lernten neben Liedern, Hüpfspielen und Bewegungsliedern, Reimen und Gedichten auch Tänze kennen. Die Besonderheit des Projektes bestand darin Stücke zu finden, die die Lernziele jeder der vier Schul- und Entwicklungsstufen berücksichtigen.
Das „Haltergsangl“ hat sich besonders bewährt Querverbindungen zu verschiedenen Unterrichtsfächern zu finden: Deutsch, Sachunterricht und Bildnerische Erziehung werden eingebunden. Wie man dem Arbeitsblatt entnehmen kann, wird der Schafhirte und seine Tätigkeit sowie das Schaf genau unter die Lupe genommen und dazu kreative Bastelarbeiten geschaffen. Das Lied kann ein- bis dreistimmig gesungen und mit Instrumenten (Glockenspiel, Klangstäbe, Bass) begleitet werden.
Die Abbildung zeigt Hirtenfiguren mit Instrumenten der Prälatenkrippe von St. Florian bei Linz von Leonhard Sattler.