Das Gamserlschiaßn is mei Freid

Bild: Zwei Jäger am Titelblatt zur geplanten Publikation der von Erzherzog Johann angeregten Volksmusiksammlung von Johann Nepomuk Geiger (1805–1880).

Liedbiografie:

Das Jagdrecht des Volkes wurde seit der Römerzeit zunehmend beschnitten, bis es überhaupt nur mehr dem wohlhabenden Adel vorbehalten war. Das Jagdprivileg des Adels galt, unter anderem, auch als eine Demonstration ihrer Macht. Das Wildern wurde daher als Angriff gegen diese gedeutet und demzufolge streng verfolgt. Neben Geld- und körperlichen Strafen konnte der Wilderer auch des Landes verwiesen werden. Die Durchsetzung der Gesetze erwies sich jedoch als schwierig, zu groß war vielerorts der Widerstand der Unterschicht eine solche Gesetzeslage zu akzeptieren. Großteils stellte das Wildern, neben dem ebenso vielerorts verbotenen Holzsammeln, die einzige Überlebensmöglichkeit dar.

In den Wildererliedern wird das Machtverhältnis umgedreht. Hier ist es der Wilderer, der im offenen Protest die Obrigkeit verspottet, austrickst und besiegt und als viel besungene, legenden- und heldenhaft ausgeschmückte Gestalt in Erscheinung tritt. Das Leben des Wilderers wird als freies, unbekümmertes Leben dargestellt und es werden ihm übernatürliche Fähigkeiten zugesprochen, die in der Realität ganz anders aussahen. Beim Volk waren sie, wohl nicht zuletzt wegen ihres Aufbegehrens gegenüber der Obrigkeit und deren Gesetze, aber meist sehr beliebt – eine Vielzahl von Liedern über diese legendenhaften Gestalten zeugen davon.

Im Steirischen Volksliedarchiv gibt es zahlreiche Niederschriften aus verschiedenen Nachlässen aus der ganzen Steiermark, die im Laufe des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts Fassungen des „Gamserlschiaßns” beinhalten. Eine ähnliche Variante stellt auch das Lied „Steig i’s aufs Gamsbirig auf” dar. In beiden Fällen wird der Steirische Prinz”, Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859) als Quelle erwähnt. Er hat letztlich durch seine volkskundlichen Feldforschungen und volksnahe Lebensweise auch Interesse an Singenden und Musizierende Menschen und ihrem Repertoire gezeigt. Mit diesen Initiativen wurde er nicht unbedingt als Herrscherpersönlichkeit wahrgenommen, sodass ihm wohl auch Wildererlieder vorgesungen wurden. 

Tonaufnahme:

Gesungen wird das „Gamserlschiaßns” hier von den Geschwistern Hochfellner aus Bad Mitterndorf. Viele ihrer Lieder haben sie von ihren Eltern erlernt. Eine Besonderheit sind ihre einmalig interpretierten Jodler.