Bild: Wiener Thalia Quartett.
Liedbiografie:
Im Zuge der nationalen Identifikation im 19. Jahrhundert erlangte der Marsch besondere Bedeutung und große Beliebtheit. Die österreichische Militärmusik war international auf höchstem Niveau. Der städtische Konzertbetrieb der Militärkapellen mit seiner konzertanten Marschmusik stellt eigentlich das Bindeglied zu den Heurigenmärschen dar – die Musik war nun zum Hören, nicht mehr zum Marschieren und Defilieren da.
Anlässlich des hundertsten Konzertes der Wiener Philharmoniker lud der damalige Dirigent Hans Richter sein Orchester in die „Goldene Birne“ in Mariahilf ein, um dort einem Auftritt des Quartetts der Brüder Schrammel beizuwohnen. Dieser großen Ehre eingedenk widmet Johann Schrammel den Marsch „Wiener Künstler“ (Op. 111) den Wiener Philharmonikern. Diese enorme Wertschätzung dem Quartett der Brüder Schrammel gegenüber zeigt deutlich, auf welch hohem Niveau diese „Heurigenmusikanten“ gespielt haben müssen.
Dieses Quartett gründeten am 25. Oktober 1884 die Brüder Johann (1850–1893) und Josef Schrammel (1852–1895), beides ausgezeichnete Geiger mit dem Klarinettisten Georg Dänzer (1848–1893) und dem Kontragitarristen Anton Strohmayer (1848–1937). Trotz der relativ kurzen Schaffensperiode zwischen 1884 und 1891 entfachte dieses Volksmusikensemble aufgrund der eigenwilligen Besetzung, der außerordentlichen Meisterschaft ihrer Spieltechnik und des unverwechselbaren Wiener Geigentons eine regelrechte Euphorie für die Wiener Musik. Vom Wäschermädel bis zu Kronprinz Rudolf waren alle sozialen Schichten Wiens von den „Schrammeln“ begeistert. Im Jahre 1891 schied Dänzer und damit die hohe G-Klarinette, das „Picksüße Hölzl“, aus dem Ensemble aus. Sein Nachfolger wurde Anton Ernst (1861–1931), ein Meister der chromatischen Wiener Knopfharmonika. Beide Besetzungsvarianten sind heute gelebte Praxis bei den Nachfolgeensembles in Wien.
Tonaufnahme:
Hier spielt das Wiener Thalia Quartett. Es zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Wiener klassischen Volksmusik. Unzählige Konzerte in Europa sowie weltweite Auftritte besonders im asiatischen Raum haben das Quartett auch außerhalb der Grenzen Österreichs bekannt gemacht. Alle Mitglieder sind Absolventen der Musikhochschule Wien und treten innerhalb ihres Engagements regelmäßig in der Wiener Staatsoper auf. Das Quartett wurde 1986 von vier Musikern, damals noch unter dem Namen Thalia-Schrammeln, gegründet, die damit ihre hohe Professionalität mit ihrer Liebe zur klassischen Volksmusik vereinen wollten.