Nun ist die Zeit und Stunde da

Bild: Pamhagener Frauen, Landesstudio Burgenland 1975.

Liedbiografie:

Dieses burgenländische Auswandererlied besingt den Abschied und die von viel Hoffnung gezeichnete Reise nach Amerika. Seit dem Staatsgrundgesetz von 1867 wurde die freie Auswanderung in Österreich garantiert. Wirtschaftlich schlechte Bedingungen zwangen viele ihre Heimat zu verlassen und in der Ferne das Glück zu suchen.

Besonders das Burgenland wurde sehr stark von dieser Auswanderungswelle erfasst, die bis zum Ersten Weltkrieg ein enormes Ausmaß annahm. Grund war die mit der Revolution 1848 einhergehende Bauernbefreiung von der Grundherrschaft. Diese Befreiung hatte die Entstehung einer Vielzahl an kleinen Bauernbetrieben zur Folge, die aufgrund ihrer Größe nicht lebensfähig waren. Weiters wurden gerade die Deutschsprachigen von den für das Burgenland zuständigen ungarischen Beamten mit hohen Steuern belastet. Fast ein Drittel der burgenländischen Bevölkerung wanderte deshalb nach Amerika aus.

Dieses Lied wurde bei der Abreise aus der Heimat gesungen. Es existieren viele Varianten, wobei diese textlich verwandt, jedoch mit anderen Melodien unterlegt sind. Das Tonbeispiel enthält 12 Strophen und wurde in 1977 Pamhagen, im Burgenland von Walter Deutsch und Hans Pennauer aufgezeichnet, vorgetragen von den Pamhagener Frauen Rosa Koppi, Katharina Lörincz und Katharina Luttmannsberger. Sie singen in der burgenländischen Tradition zweistimmig, zwei singen die obere Hauptstimme und eine die Unterstimme. Als Überlieferungsträger älteren burgenländischen Liedguts wurden sie in den 1970er Jahren für das „Radio Burgenland” entdeckt. Die zu hörende Melodie liegt dem Walzerlied “I bitt Herr Hauptmann, bitt recht schen…” zugrunde.

Tonaufnahme:

“Jetzt ist die Zeit und Stunde da” wurde neben weiteren Stücken aus dem Burgenland in der CD-Reihe „Tondokumente zur Volksmusik” von Rudolf Pietsch am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie (Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien) 1993 publiziert und ist auf der CD Burgenland (Vol. 1) mit einem Beiheft zu finden.

In Vorarlberg war die Auswanderungswelle ab Mitte des 19. Jahrhunderts ebenso sehr hoch. Das Lied wurde daher auch dort in dieser Zeit gerne gesungen.