Die letzten zwa Pülcher

Gemälde (1888) der „Pülcher“ von Jose.f Engelhart. Ein Wiener Maler erzählt. Mein Leben und meine Modelle.“, Wien 1943.

Liedbiografie:

Dieses Lied spielt auf reizvolle Art und Weise mit der gesellschaftlichen Nicht-Unterwerfung der beiden Protagonisten – der „zwa Pülcher“. Diese haben das Gaunerleben dem konventionellen Leben vorgezogen. „Pülcher“ ist eine wienerische Bezeichnung für einen Strolch und Grobian, bzw. für ein verdächtiges Objekt, das mit leicht kriminellen Handlungen und kleinen Gaunereien sein Dasein fristet. Der Begriff selbst leitet sich von „Pilger“ ab. Das heute in Wien durchaus populäre Lied hebt sich durch hintergründigen Witz und Sarkasmus von der gängigen Schwelgerei im wienerischen Pathos ab.

Bildlich dargestellt wurde der Typus des „Pülchers“ etwa durch den Wiener Maler Josef Engelhart (1864 – 1941), der in vielen Gemälden mit Vorliebe Wiener Vorstadtszenen und „Wiener Typen“ festgehalten hat.

Tonbeispiel:

Als Komponist dieses Liedes scheint Ludwig Mika auf, der Sohn des Gesangshumoristen und Volkslieddichters Franz Mika. Diese Tatsache erscheint urheberrechtlich sehr interessant, da insbesondere im Refrain auf ein älteres Lied von Johann Sioly und Wilhelm Wiesberg zurückgegriffen wurde, welches den Titel „Die zwa Pülcher“ trägt. Dieses „Costüm-Duett“ ist ein anschauliches Beispiel Wiener Zeit- und Sittengeschichte. Hier wird die bekannte Wiener Type des „Pülchers“ vom Textdichter Wilhelm Wiesberg (1850-1896) gezeichnet und von dem Wienerlied-Komponisten Johann Sioly vertont. Wiesberg war ein begabter und intelligenter Chronist seines zeitgenössischen Wiens und hat viele seiner heute noch populären Lieder gemeinsam mit Johann Sioly geschrieben. Mit der Gründung der Gesellschaft „Seidl und Wiesberg“ im Jahre 1879 feierte er gemeinsam mit dem Volkssänger Wenzel Seidl viele Jahre große Erfolge. Johann Sioly begleitete die beiden am Klavier.

Die Sängerin Traude Holzer und der Kontragitarrist Peter Havlicek alias „Steinberg & Havlicek“ nehmen sich als junges Wienerlied-Duo diesem Lied beißenden Humors an. Bewusst lassen die beiden Musiker auch ein wenig Hinterhältigkeit anklingen. Nicht zuletzt durch ihre pfiffige Interpretation erfährt das Lied wieder an Aktualität.